Matha ist in die Designabteilung
gegangen, um dort herauszufinden, was Alex im Schilde führt. Ihr
Gefühl hat sie nicht getrogen, als sie dort einige der neuen
Entwürfe sieht. Sie kann kaum glauben, was Alex für Korth plant.
Sie will sie aufhalten, weiß aber nicht wie. Der Zuspruch ihrer
Mitarbeiter tröstet sie zwar, aber hilft ihr nicht weiter.
Brad und Ned sind auf dem Weg in
den Fuhrpark. Brad fragt, was da zwischen Rudi und Mick vorgefallen
sei, doch Ned schweigt.
„Ich verstehe das nicht. Mick war
doch so glücklich, daß Rudi zurückgekommen ist und jetzt? Man
könnte meinen, er würde ihn verachten, so hat er ihn angeschaut.“
„Ach. Gib ihnen etwas Zeit. Dann
glätten sich die Wogen wieder.“
Als sie auf das Gelände fahren sieht
Ned einen großen LKW auf dem Hof stehen.
„Was zum Teufel...“ entfährt es
Ned.
Chris holt Julie ein und hält
sie energisch am Arm fest.
„Was soll das heißen, es ist Aus?
Das...das kann doch unmöglich dein Ernst sein.“
Julie schaut sich nervös um und reißt
sich aus Chris´ Griff los.
„Es ist besser so.“ Sie dreht sich
um und will gehen, doch Chris lässt nicht locker.
„Das akzeptiere ich nicht, Julie!
Nicht nach allem was wir zusammen durchgemacht haben.“
„Hör auf damit und lass mich bitte
in Ruhe, okay?“
Sie läuft davon und Chris wühlt sich
vollkommen niedergeschlagen durch die Haare.
Rudi sitzt in der Küche. Mick
hat ihnen einen Kaffee gemacht und setzt sich dann zu ihm.
„Kannst du mich nun vielleicht ein
wenig verstehen?“ fragt Rudi etwas nervös.
„Daß du unter Existenzängsten
gelitten hast, ja. Aber ich kann nicht verstehen, wieso du nicht mit
mir geredet hast. Wir sind Kusins; eine Familie. Da sollte man
darüber sprechen können, findest du nicht?“
„Es...es war mir einfach unangenehm.
Und als ich dann dieses Angebot bekam, nachdem die bei dem
Vorstellungsgespräch herausgefunden haben, wer ich bin...da hab ich
nicht nachgedacht. Ich war einfach zu dumm und habe einfach nicht
überlegt, was das für Schäden anrichten kann. Und gerade als ich
die Brocken hinschmeißen wollte...“
„Hab ich dich dabei erwischt.“
Rudi nickt bedrückt und schlürft an
seinem Kaffee.
„Okay.“ sagt Mick nach einer kurzen
Pause. „Wir versuchen das ganze zu vergessen und ich helfe dir bei
der Suche nach einem Job. Deal?“ Er streckt Rudi seine Hand
entgegen, die dieser nur zu gerne und übereifrig schüttelt.
„Deal!“
Als Matha Marty im Krankenhaus
besucht, gehen gerade zwei ihrer Angestellten, welche von der
Belegschaft einen Präsentkorb überreicht haben.
„Das ist aber lieb.“ sagt Matha und
versucht so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung.
„Ja, nicht wahr? Ich hoffe, ich bin
bald wieder auf den Beinen und kann mich dafür richtig bedanken.“
Sie steht mit dem Rücken zu ihm und
schaut sich den Korb Gedanken versunken an.
„Stimmt etwas nicht?“ fragt er
beunruhigt.
„Was?“ Schwungvoll dreht sie sich
lächelnd um. „Nein. Alles Bestens. Ich wollte nur...mal schauen,
was ich dir heimlich aus dem Korb stibitzen kann.“ grinst sie.
„Ach, nimm dir, was du möchtest. Ich
werde sonst noch zu einem fetten Kerl und muss mich im Anschluss noch
im Fitnessstudio anmelden.“
„Und das wollen wir doch nicht..“
Sie setzt sich zu ihm und nimmt seine
Hand.
„Marty. Ich bin wirklich glücklich,
daß du wieder hier bist und daß es dir gut geht.“
„Glaub mir. Das bin ich auch.“
„Und Kelly? Hat sie schon angerufen
und gesagt, wann sie genau wieder hier sein wird?“
Marty wendet sich ab. „Nein.“
„Es ist doch alles in Ordnung mit
euch Beiden? Oder verheimlichst du mir etwas?“
„Es ist nichts...“
„Aber?“
„Ich weiß auch nicht. Ich glaube,
die ganze Situation hat sie mehr mitgenommen, als sie zeigen wollte.
Deswegen ist sie noch bei ihren Eltern geblieben.“
„Ich verstehe nicht.“
„Das ist es ja: ich auch nicht. Und
wenn ich ehrlich sein soll...ich habe Angst, daß sie nicht
zurückkommen wird.“ Er sieht Matha traurig und bedrückt an.
Claudia war mit Tobias auf der
Kirmes und er erzählt ihr fast ohne Luft zu holen, was so alles in
den letzten Monaten passiert ist und wie gut er in der Schule
geworden ist.
„Hast du was, Mama?“ fragt er sie
dann, als er bemerkt wie still sie ist.
„Wie? Oh nein, mein Schatz. Ich freue
mich einfach, daß du dich so wohl fühlst.“
Er denkt sofort, daß sie sich
ausgeschlossen fühlen könnte und fügt hektisch hinterher: „Aber
ich vermisse dich schrecklich und es wäre viel schöner gewesen,
wenn du bei mir gewesen wärst.“
„Tobias. Lass uns mal einen Moment
hierher setzen.“ sagt sie und nimmt auf einer Bank Platz. „Ich
möchte, daß du weißt, daß ich dich nicht abschieben wollte.“
„Aber das weiß ich doch...“
„Warte und lass mich ausreden. Ich
kann verstehen, wenn du den Eindruck bekommen hast, daß ich mich aus
dem Staub machen wollte und dich hier gelassen habe, um...naja, frei
zu sein. Aber dem war wirklich nicht so. Ich wollte dich mitnehmen,
aber ich dachte, es wäre besser, wenn du hier bei den Menschen
bleibst, die gut für dich sorgen und bei deinem Freund Tim.“
„Ist schon gut, Mama.“
Sie seufzt. „Ich habe jetzt endlich
einen guten Job.“
„Ich weiß. Tante Sarah hat es mir
genau erzählt, daß du jetzt für Oma in dem Hotel arbeitest.“
„Ja...das hatte ich. Aber dann habe
ich jemanden kennengelernt und er hat mir einen Job angeboten, den
ich angenommen habe.“
„Dann arbeitest du jetzt doch nicht
mehr im Hotel?“
„Nicht direkt. Es ist eher ein
Wohnkomplex, wo ich für verantwortlich bin.“
„Das klingt doch toll! Ich freu mich
sehr für dich. Mann, das würde ich ja gern mal sehen.“
„Es freut mich sehr, daß du das
sagst, den ich habe da eine Idee: Ich möchte, daß du mich in deinen
Ferien nach Kenia begleitest.“
„Ist das dein Ernst? Das ist ja der
Wahnsinn!!“ freut sich Tobias und Claudia freut sich auch, als er
sich in ihre Arme schmeißt.
Ned und Brad staunen, als ein
alter, etwas maroder Rennwagen ausgeladen wird. Brad gehen fast die
Augen über vor Freude.
„Was hat das denn zu bedeuten?“
fragt Ned den Fahrer, da kommt Peter aus der Werkstatt.
„Oh. Jetzt habt ihn schon gesehen. Es
sollte doch eine Überraschung sein. Für Brad.“
„Was? Für...mich?“
„Naja. Ich hatte gehört wie sehr dir
das Rennwagen fahren Spaß gemacht hat und als ich das Schätzchen
hier gesehen habe, dachte ich, für den Preis greif ich zu und
vielleicht hast du ja Bock mit mir den alten Kasten wieder auf
Fordermann zu bringen.“
„Ist...ist das dein Ernst? Wow! Das
ist ja der absolute Hammer!!“
Brad schaut sich den Wagen sofort
genauer an. Neds und Peters Blick treffen sich kurz und Ned wirkt
etwas skeptisch.
Alex begutachtet einige neue
Entwürfe, wirft diese aber sofort wieder weg und staucht die
Designer zusammen. Als diese brummelnd gehen, lässt Igor Thorsten zu
Alex.
„Na du scheinst deine Leute ja im
Griff zu haben.“
„Das? Ach, die kriegen sich schon
wieder ein. Die müssen nur lernen, daß es jetzt eine andere
Hierarchie gibt im Hause Korth. Was kann ich für dich tun? Du bist
doch sicher nicht gekommen, um mit mir über Firmenpolitik zu
sprechen? Oder möchtest du ein wenig Spionage betreiben, was die
Konkurrenz so tut, hm?“ grinst Alex.
„Oh bitte, Alexandra. Das ist doch
wohl eher dein Stil.“
„Schachmatt.“ lacht sie.
„Ich wollte mir dir über deinen
Exgeliebten reden.“
„Bitte? Ah, du sprichst von Uzur. Der
Junge ist Geschichte. Hat die Polizei dich noch nicht
benachrichtigt?“
„Doch das hat sie, aber ich denke,
daß sie falsch liegen.“
„Was? Wie kommst du denn darauf?“
„Weil ich es schon merkwürdig finde,
daß ein Anschlag auf dein Modehaus und mich stattgefunden hat. Wer
denkst du sollte sonst dahinter stecken?“
„Keine Ahnung. Die Konkurrenz ist
groß und Neid war schon oft ein Motiv für Verbrechen.“
„Glaubst du das im Ernst?“
„Wieso nicht?“
„Weil ich nicht wüsste, wer einen
Anschlag auf mich verüben würde. Auf dich..gut, da würden mir
Dutzende einfallen.“
„Nur nicht persönlich werden.“
„Aber ich bin nun wirklich keine
Gefahr, dafür hast du ja nun gesorgt.“
„Nun, das hast du dir selbst zu zu
schreiben: Wer nicht kooperiert, wird eben eliminiert.“ grinst Alex
diabolisch.
Thorsten verdreht nur die Augen.
Ned beendet im Arbeitszimmer
einen Anrufversuch, als Mick hereinkommt.
„Noch immer keine Nachricht von ihr?“
Ned schüttelt den Kopf.
„Ich verstehe ja, daß sie Bedenkzeit
braucht. Aber sich gar nicht zu melden?“
„Du darfst sie nicht unter Druck
setzen. Susi hat nicht ohne Grund um Zeit für sich gebeten. Nach
allem was geschehen ist...“
„Ja ja. Ich weiß.“ seufzt Ned und
setzt sich auf den Schreibtisch. „Trotzdem. Ein kleines
Lebenszeichen. Ist das wirklich zu viel verlangt?“
Mick klopft ihm freundschaftlich und
tröstend auf die Schulter.
Etwas später am Abend erzählt
Brad Matha in ihrem Zimmer von dem Geschenk. Matha wirkt aber
abwesend, was Brad auch bemerkt.
„Lass mich raten: Du hast Marty noch
nicht erzählt, was in der Firma passiert ist.“
„Wie denn? Ich kann ihn doch jetzt
nicht mit so etwas belasten. Er hat gerade erst eine schwere OP
hinter sich gebracht. Er wäre beinahe gestorben und jetzt befürchtet
er noch, daß seine Ehe am Ende ist.“
„Was? Wieso kommt er so was?“
„Kelly hat sich von ihm
zurückgezogen.“
„Dann ist das der Grund, wieso sie
nicht mit ihm geflogen ist.“
Matha nickt.
„Liebt sie ihn denn nicht mehr?“
„Ich denke eher, sie liebt ihn zu
sehr.“
Brad schaut sie fragend an.
Sarah freut sich sehr, als
Claudia ihr von Tobias´ Entschluss und Freude erzählt.
„Ich habe schon mit dem Lehrer
gesprochen und er hat nichts dagegen, daß er schon übermorgen mit
mir fliegen darf.“ freut sich Claudia.
Sie bemerken nicht, daß Elisabeth dies
mit ernstem Gesicht mit angehört hat.
Auch Tobias erzählt beim Essen
von nichts anderem. Tim wirkt dabei sehr bedrückt, was Matha sieht.
Sie flüstert ihm zu, daß Tobias ja wiederkommt.
„Und wenn es ihm dort zu gut
gefällt?“ fragt Tim traurig.
Es wird Morgen und als Matha aus
dem Fahrstuhl kommt, hört sie, wie Mitarbeiter sich darüber
brüskieren, daß die Arbeit keinen Spaß mehr mache und sie
überlegen zu kündigen. Als sie Matha sehen, verstummen sie und es
ist ihnen peinlich.
Matha platzt in Alex´ Büro und
staunt, als diese dort von einem Masseur auf einem Massagetisch
bearbeitet wird.
„Was hat das denn zu bedeuten?“
„Das tut gut und macht mich fit für
den Tag, meine Liebe. Das solltest du auch mal versuchen.“ Sie
schaut Matha an. „Du siehst nämlich arg verknautscht aus.“
„Das mag daran liegen, daß ich mir
den Kopf zerbreche, wie ich sie wieder loswerden kann. Meine
loyalsten Mitarbeiter drohen schon mit Kündigungen.“
„Gut. Sie stehen dem Fortschritt eh
im Weg.“
„Ist das ihr Ernst? Diese Menschen
haben Korth durch die schlimmsten Krisen begleitet.“
„Diese Zeiten sind ja jetzt vorbei?“
„Glauben sie? Ich habe ihre neuen
Entwürfe gesehen und ich sage jetzt schon eine Saison voller Pleiten
voraus.“
„Ruhig Blut, Partner. Warte ab, bis
diese Entwürfe umgesetzt sind. Es wird alles so laufen, wie ich es
geplant habe.“
Matha stöhnt und verlässt lautstark
das Büro.
Großaufnahme von Alex zufriedenem
Gesichtsausdruck, bis sie entspannt die Augen schließt...immer noch
lächelnd.
Mick frühstückt mit Thorsten
in einem Café, als dieser von seiner Vermutung spricht, daß Uzur
noch in Deutschland sei. Mick glaubt das aber auch nicht.
„Selbst wenn er für den Anschlag
verantwortlich ist, wird er danach abgetaucht sein.“
Thorsten seufzt. „Vielleicht habt ihr
ja alle Recht.“
„Was macht denn deine Suche nach dem
ominösen Retter?“
„Nichts. Ich habe alles mögliche
versucht. Selbst eine Anzeige in der Zeitung, aber da haben sich nur
Idioten gemeldet.“
„Und was jetzt?“
„Ich weiß es nicht.“ seufzt
Thorsten erneut und beißt in sein Croissant.
Ned hat es geschafft Marty zum
Lachen zu bringen, was diesem noch etwas schwer fällt.
„Und wie geht es deiner Susi?“
„Falsches Thema.“
„Oh. So schlimm?“
„Ich habe ihr einen Heiratsantrag
gemacht.“
„Was? Du?“
„Ja, ich weiß. Und genau so hat sie
auch reagiert. Sie dachte wohl auch ich mache nur einen Witz.“
„Aber du meinst es wirklich ernst,
was?“
„Ich liebe sie, Marty. Und ich habe
einfach gemerkt, daß ich ohne sie nicht sein will.“
„Und was jetzt?“
„Sie wollte Bedenkzeit. Und die gebe
ich ihr...so schwer es mir auch fällt.“
Mick kommt gerade nach hause,
als Rudi aus dem Arbeitszimmer kommt. Im ersten Moment wirkt Mick
etwas verunsichert, was Rudi natürlich bemerkt.
„Tut...tut mir leid, Rudi.“
„Schon gut, Mick. Ich verstehe dich
ja. Wir kennen uns noch nicht lang genug, daß du wissen kannst, daß
ich keinen Fehler zwei Mal machen würde.“ Ohne Punkt und Komma
versucht er Mick zu erklären, daß er viel nachgedacht hat und wie
sehr er alles bereut und daß er Matha und den Anderen die Wahrheit
sagen will, bis Mick ihn lachend unterbricht.
„Stopp! Du redest wie ein Wasserfall.
Du könntest zum Radio gehen.“
Was als Witz gedacht war, scheint Beide
plötzlich auf eine Idee zu bringen.
Chris beobachtet Julie von der
Ferne. Diese schaut auch kurz zu ihm hinüber. Dann spricht sie
plötzlich Clint an, der ihr gratuliert zu ihrem Schachzug.
„Was meinst du?“
„Na, daß du Schluss gemacht hast,
nur um mich auszubooten. Sehr clever. Aber ganz ehrlich: Du liebst
den Kerl doch immer noch. Ist es das wirklich wert gewesen? Nur für
ein paar Extraaufgaben für mich auf die große Liebe verzichten?“
Er grinst sie fies an und geht weiter.
Elisabeth telefoniert energisch
mit ihrem Anwalt, dem sie sagt, er müsse endlich handeln, weil
Claudia mit Tobias schon morgen verschwindet. Oder er könne sich von
seinem größten Klienten verabschieden. Dann wirft sie wütend den
Hörer auf.
Brad arbeitet mit Peter an dem
Rennwagen, wobei Brad wieder von den Rennen in den USA erzählt.
„Es ist wirklich eine neue
Leidenschaft geworden, was?“
„Leidenschaft? Es ist mehr als das,
Peter. Glaub mir, wenn du das einmal gemacht hast, kannst du nicht
mehr ohne.“
„Was sagt denn Dollberg dazu?“
„Wenn ich ehrlich bin, rede ich mit
ihm kaum darüber. Ich mache dort meinen Job und das war es auch
schon.“
Dann widmen sie sich wieder der
Bastelei an dem Rennwagen.
Igor bringt Alex ein paar
Unterlagen zum unterschreiben aus dem L´Adore Haus. Er versteht
immer noch nicht, was sie mit Korth vor hat, sagt er, als er die
unmöglichen Designvorschläge ansieht, die bei Alex auf dem Tisch
liegen.
„Ist das nicht offensichtlich?“
Igor ist peinlich berührt und
schüttelt den Kopf.
Alex beugt sich zu ihm und flüstert
grinsend: „Korth ist wie die Titanic und ich bin der Eisberg, der
ihr den Untergang bringen wird. Verstehst du nun?“
Nun hat es Igor kapiert und grinst
ebenfalls.
„Und glaub mir, mein lieber Igor. Mit
meinem nächsten Schachzug bekommt ihr Lack einen gewaltigen Riss.“
Sie beginnt zu lachen und er stimmt mit ein.
Rudi kann es kaum abwarten. Als
Mick den Hörer auflegt löchert er ihn sofort: „Und? Was haben die
vom Sender gesagt?“
„Ruhig Blut. Sie haben gesagt, daß
du sich gern morgen mal vorstellen kannst. Aber es gibt einen Haken.“
„Welchen?“
„Sie wollen natürlich ein paar
Kostproben, die du als Bewerbungsunterlagen beifügen sollst.“
„Aber...wie denn? Ich habe doch
bislang nur schriftlich gearbeitet.“
Mick zieht ein Diktiergerät aus der
Schublade des Schreibtisches und wedelt damit grinsend vor Rudis Nase
herum.
Musik setzt ein und zeigt, wie die
Beiden versuchen Rudis Sprechtalent auf Kassette zu bannen. Es
vergeht eine Zeit. Die Musik wird beendet und Rudi und Mick sitzen
erschöpft am Tisch und hören die Verabschiedung von Rudi auf dem
Band. Mick schaltet das Gerät aus.
„Und? Denkst du, damit kann man was
erreichen?“ fragt Rudi müde.
„Wir werden es morgen erfahren.“
Matha steht vor Martys Zimmertür
und sammelt sich, dann betritt sie strahlend wie immer den Raum.
Marty schaut gerade noch traurig aus dem Fenster, bevor er sich zu
ihr umsieht.
„Hallo. Schön, daß du da bist.“
„Du siehst schon viel besser aus,
mein Lieber.“
„Danke für die Lüge.“ grinst er.
„Lüge? Ich würde dich doch niemals
belügen.“ zwinkert sie ihm zu.
„Seit wann?“ lacht er und wieder
bereitet ihm das Schmerzen, was sie sofort beunruhigt.
„Schon okay. Es geht halt alles noch
nicht so, wie es sollte.“
„Hat der Arzt denn schon gesagt, wann
du entlassen werden kannst?“
Marty schüttelt den Kopf. „Eine
Weile wird es wohl noch dauern. Dabei würde ich viel lieber wieder
zuhause sein. Ich finde es zwar schön, daß ihr mich alle besuchen
kommt, aber zuhause ist es eben doch am Schönsten. Außerdem will
ich auch wieder arbeiten. Ich vermisse mein Büro richtig.“
Matha dreht sich ab, damit er ihren
kummervollen Ausdruck nicht sieht. Bevor er darauf reagieren kann,
schwingt sie wieder zu ihm und lacht. „Hab ich dir eigentlich von
Brads neuem Steckenpferd erzählt?“
Gerade als Julie zuhause
ankommt, sieht man, daß auf der anderen Straßenseite jemand in
einem Wagen sie beobachtet. Die Person läuft zu ihr hinüber und
schafft es gerade noch dir Tür zu erwischen, bevor diese ins Schloss
fällt. Julie dreht sich erschrocken um. Es ist Chris.
„Was..was soll das, Chris?“
„Ich musste dich einfach sehen.“
„Bist du denn verrückt? Was wenn er
dich gesehen hat?“ Sie schaut sich hektisch um, macht dann schnelle
die Wohnungstür auf und sie verschwinden beide drinnen.
„Ich hab es nicht ausgehalten.“
fällt Chris über sie her und sie küssen sich wild, bis sie ihn von
sich drückt.
„Willst du denn unseren Plan
gefährden?“
„Wieso?“ grinst er. „Hier wird er
uns doch nicht sehen können. Außerdem denkt er doch, daß wir
getrennt sind.“ küsst er sie leidenschaftlich den Hals hinunter.
„Ja. Wir waren schon sehr
überzeugend.“ stöhnt sie und schon taumeln sie ins Schlafzimmer
wo ihre Leidenschaft keine Grenzen mehr kennt.
Claudia erzählt gerade im
Kaminzimmer Brad, Mick, Peter, Rudi, Ned und den Jungs von einer
Safari, die sie gemacht hat, als Matha hereinschaut. Ned sieht, daß
sie etwas mitgenommen wirkt und folgt ihr, nachdem sie wieder
gegangen ist. Er findet sie im Wintergarten, wo sie in den dunklen
Park starrt.
„Was ist passiert?“
„Es geht um Marty. Der Arzt hat mir
gesagt, daß er keine Aufregung vertragen kann, solange er noch nicht
vollständig genesen ist.“
„Und dir geht die Lügerei auf den
Geist.“
„Nicht nur das. Ich...ich brauche
jede Hilfe die ich kriegen kann im Kampf gegen dieses Miststück. Sie
ist dabei Korth in der ganzen Branche lächerlich zu machen.“
„Wirklich so schlimm?“
„Ned. Du müsstest dir diese billigen
Entwürfe für die Herbstkollektion mal ansehen. Grauenvoll wäre
noch eine freundliche Umschreibung. Und mir sind die Hände gebunden.
Ich muss zusehen, wie das Unternehmen, das seit Jahrzehnten in der
Familie ist, vor die Hunde geht. Und wieso? Weil ich so dumm und naiv
gewesen bin. Man hat mich gewarnt und ich..ich dachte, ich würde das
Richtige tun.“ Sie presst sich die Hand vor die Augen. Ned geht zu
ihr und nimmt sie tröstend in den Arm.
Später liegt Matha nachdenklich
im Bett. Brad ist so im Redeschwall, daß er nicht bemerkt, wie sehr
sie bedrückt ist. Dann küsst er sie kurz und schläft ein. Das
macht sie noch trauriger.
Nachdem sie mit einander
geschlafen haben zieht sich Chris wieder an. Lieber würden Beide
zusammen bleiben, aber solange noch Gefahr besteht, daß Clint oder
jemand anderes sie entdeckt, müssen sie sich verstecken. Sie küssen
sich noch einmal und dann verschwindet Chris. Julie bleibt seufzend
zurück.
Am Morgen wirkt Rudi beim
Frühstück sehr aufgeregt wegen des geplanten Termins.
„Soll ich mitkommen?“ fragt Mick.
„Nein. Da muss ich allein durch.
Danke.“
„Ich drücke dir die Daumen.“ sagt
Mick lächelnd und geht.
Dann kommen Ned und Brad herein. Brad
sieht etwas unglücklich aus.
„Was ist los?“
„Ach, ich will nicht zur Arbeit.
Lieber würde ich weiter an unserem roten Flitzer basteln.“
„Na da hat dir Peter ja einen Floh
ins Ohr..oder besser in die Garage gesetzt.“
„Was soll das heißen?“ wirkt Brad
etwas erbost. „Er scheint der Einzige zu sein, der meine
Leidenschaft für Rennen ernst zu nehmen scheint.“
„So hab ich das nicht gemeint, Brad,
aber...“
„Aber was?“
„Naja. Ich habe gestern zufällig mit
deinem Boss gesprochen, als ich in die Werkstatt gefahren bin und er
wirkt nicht ganz so...wie soll ich sagen? Er wünschte sich, du
würdest mit dem Kopf wieder mehr bei der Sache sein.“
Brad springt wütend auf. „Toll!
Jetzt wird schon hinter meinem Rücken gesprochen, was das Beste für
mich ist. Vielen Dank auch!“ Er stürmt hinaus. Ned schaut
überrascht zu Rudi, der auch nur mit den Schultern zuckt.
Matha versucht eigene Entwürfe
zu entwickeln. Es klopft und sie legt schnell etwas auf die
Zeichnungen. Mick tritt ein und sie atmet auf.
„Was machst du da?“
„Was wohl. Ich versuche das
Schlimmste zu verhindern.“ sagt sie und zeigt ihm die Entwürfe.
„Wow. Die sehen toll aus. Und wie
willst du sie Alex schmackhaft machen?“
„Gar nicht.“
„Was?“
„Was?“
„Ich werde sie heimlich herstellen
lassen. Ich habe schon mit einigen der Schneiderinnen gesprochen, die
mir helfen wollen. Und dann werden wir sie einfach unter die neue
Kollektion von Alexandra schmuggeln. Vielleicht kann ich so das
Schlimmste verhindern.“
„Und du denkst, das wird
funktionieren?“
Matha seufzt. „Was habe ich denn für
eine andere Wahl? Ich kann ja nicht rumsitzen und nichts tun, oder?“
Die Gegensprechanlage geht an und Alex
lässt Matha ins Büro zitieren.
„Entweder das funktioniert...“
knirscht Matha mit den Zähnen, während sie sich erhebt und auf den
Weg machen will. „...oder ich werde sie umbringen.“
Mick lacht. Sie schaut ihn ernst an und
er verstummt.
Brad besucht Marty im
Krankenhaus und zeigt ihm auch Bilder von seinem Rennwagen. Marty
freut sich, daß er und Matha wieder zueinander gefunden haben. Brad
versucht über das Thema hinweg zu gehen.
„Es ist doch alles wieder okay,
oder?“
„Ja. Natürlich. Und das wird es bei
dir und Kelly auch wieder sein.“
Marty dreht sich traurig weg.
„He. Kelly hatte wahnsinnige Angst um
dich. Immerhin hätte sie dich um ein Haar verloren. Das steckt man
nicht so ohne weiteres weg.“
„Und was, wenn sie es gar nicht
wegsteckt und mich lieber verlässt, solange sie es noch kann?“
Rudi sitzt vor dem Büro des
Senderverantwortlichen Lirch. Als er dann endlich hinein kann, wird
das Gespräch immer wieder unterbrochen. Entweder von der Sekretärin
oder vom Telefon.
„Tut mir leid. Aber es geht hier
momentan zu wie im Taubenschlag.“
„Schon gut.“
„Also, Herr Kabbin. Sie möchten sich
also vorstellen als...“ Er liest den Bogen und wirkt überrascht.
„Als Moderator?“
„J...ja. So in etwa.“
Erst herrscht Schweigen, dann bricht
Lirch in Gelächter aus, was Rudi ein verunsichertes Grinsen ins
Gesicht zaubert.
Mick besucht Thorsten und
erzählt ihm von Mathas Idee. Der findet das gar nicht so dumm.
„Findest du? Ich bin mir nicht
sicher. Ich glaube kaum, daß Alexandra L´Adore sich so einfach aus
dem Rennen werfen lässt.“
„Aber immerhin hat sie kämpferische
Ideen. Und ich..“ seufzt Thorsten.
„Geht es immer noch um deinen Retter?
Vielleicht will er ja gar nicht gefunden werden. Schon mal daran
gedacht?“
„Aber ich verdanke dieser Person, daß
ich noch am Leben bin. Das kann ich doch nicht so ohne weiteres
vergessen. Und außerdem habe ich immer wieder diese Träume.“
„Was denn für Träume?“
„Wie man mich weggezogen hat, bevor
ich erschlagen wurde. Und immer wieder, wenn ich das Gesicht erkennen
könnte...Schwarz!“
„Das heißt, du hast das Gesicht
deines Retters gesehen?“
„Ja, aber ich kann mich verflixt noch
mal nicht erinnern!“ haut Thorsten auf den Schreibtisch.
Mick grinst.
„Was gibt es da zu grinsen?“
„Ich glaube ich habe da eine Idee.“
Matha ist widerwillig in Alex´
Büro gekommen, wo sie ein paar Poster aufgestellt hat, welche noch
bedeckt sind.
„Was wolle sie?“ sagt Matha
genervt.
„Die neue Werbekampagne ist fertig
und ich dachte, du würdest vielleicht einen Blick drauf werfen
wollen. Nicht, daß man noch etwas ändern könnte, denn gerade in
diesem Moment wird man diese Poster weltweit ausliefern. Aber sicher
möchtest du wissen, was Korth bahnbrechendes inszeniert. Immerhin
bist du ja Korth, nicht wahr?“
Sie stellt sich vor die Plakate.
„Aufgeregt? Ich schon.“ grinst Alex
und quietscht wie ein kleines Kind.
Matha verdreht nur die Augen und
verschränkt ihre Arme. Dann reißt Alex die Tücher herunter und
Matha ist geschockt. Ihre Arme sinken und die Augen sind aufgerissen.
„Das...das ist...“
„Wunderbar, oder?“
Nun sieht man die Plakate, auf denen
Modells Werbung für Pelze macht.
Großaufnahme wieder auf Mathas
geschockten Gesichtsausdruck.
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